Viele Menschen singen gerne. Was dabei vor sich geht, wie die menschliche Stimme entsteht, welche Gesangstechniken es gibt und zehn Tipps zum Singen lernen.
In der Dusche, im Einkaufszentrum, im Auto oder in einem Chor: Wo und wann hast Du das letzte Mal etwas gesungen, wie lange ist es her? Es macht einen Unterschied, ob man zum Zeitvertreib leise summt, oder sich aufwärmt, tief Luft holt, und wirklich singt. Dabei sorgt ein Zusammenspiel von Prozessen im Körper dafür, dass überhaupt ein Ton entsteht.
Die menschliche Stimme wird durch die Stimmbänder erzeugt, die sich im Kehlkopf befinden. Die Stimmbänder bestehen aus Muskeln und Bindegewebe und sind von einer Schleimhaut umgeben. Beim Singen werden die Stimmbänder durch das Einatmen von Luft gespannt. Sobald die Luft ausgeatmet wird, schließen sich die Stimmbänder und vibrieren durch die Luft, die durch den Kehlkopf strömt. Dadurch entstehen Schwingungen, die sich in Form von Schallwellen ausbreiten und als Ton wahrgenommen werden.
Auch das Gehirn ist beim Singen beteiligt
Während des Singens sind viele Körperteile aktiv. Der Kehlkopf wird durch Muskeln im Halsbereich bewegt, um die Spannung der Stimmbänder zu regulieren. Die Atmung spielt ebenfalls eine wichtige Rolle. Eine tiefe Bauchatmung ermöglicht es, mehr Luft in die Lunge aufzunehmen, was wiederum die Stimmbänder länger vibrieren lässt und die Töne klarer und länger macht. Im Kopf finden ebenfalls komplexe Prozesse statt, die das Singen beeinflussen. Die meisten Menschen singen intuitiv und können ohne große Anstrengung Melodien und Rhythmen im Kopf behalten. Das Gehirn steuert zudem die Feinmotorik der Stimmbänder und koordiniert die Atmung mit der Melodie.
Welche Gesangstechniken gibt es?
Das „Grundmaterial“, die körperliche Beschaffenheit, ist bei jedem Menschen wie sie ist. Durch Übung und Training lässt sich das Potenzial einer Stimme heben. Daraus ergibt sich ein spezifisches Klangspektrum mit möglichen Frequenzen beim Singen. In der Praxis kommt es darauf an, wie man singt, atmet, die beim Singen beteiligten Muskeln ansteuert – dazu gehören besonders die rund um den Mund. Die Gesangstechniken variieren je nach Musikgenre, Stil und Anwendungsbereich. Klassischer Gesang umfasst Aspekte wie Atemkontrolle, Resonanz und Artikulation, um eine klare und ausdrucksstarke Stimme zu erzeugen.
- Beim Belting etwa, häufig im Bereich des Pop, Rock und Musicals angewendet, werden hohe Noten mit Kraft und Intensität gesungen, wobei die Bruststimme verstärkt wird.
- Beim Growling und Screaming, auch der Stimmverzerrung, hauptsächlich im Rock, Metal und verwandten Genres, geht es darum, einen rauen und aggressiven Klang zu erzeugen. Das erfordert eine gute Atemkontrolle und Technik, um die Stimme nicht zu überanstrengen.
- Scatting ist eine Improvisationstechnik im Jazz, bei der Sänger:innen melodische Silben singen, anstelle von konkreten Worten.
- Vibrato ist eine Technik, bei der die Stimme leicht schwankt und eine schwingende Wirkung erzeugt. Es wird in verschiedenen Genres eingesetzt, um den Gesang melodischer und ausdrucksstärker zu gestalten.
- Beim Falsett, auch diese Technik ist sehr markant, wechselt die Stimme in den Kopfbereich und erzeugt hohe Noten mit einer leichten und luftigen Qualität.
- In anderen Musikrichtungen wie Rap oder Beatboxing wird der Fokus auf die rhythmische Ausdrucksstärke des Gesangs gelegt. Diese Techniken beinhalten das präzise Timing, das Betonen von bestimmten Silben und das Einbauen rhythmischer Effekte.
- Beim Chorgesang oder im Ensemble werden Stimmen harmonisch zusammengeführt, um einen breiteren und volleren Klang zu erzeugen. Das erfordert ein gutes Gehör für Intonation und das Zusammenspiel mit anderen Sängern.
Zehn Tipps zum Singen lernen
Natürlich ist es unabhängig von der Gesangstechnik wichtig, Musik mit Gefühl zu interpretieren, Emotion zu vermitteln. Wer aber gerade erst mit dem Singen beginnt, sollte vor allem darauf achten, die richtige Stimmlage zu finden. Hier sind zehn Tipps für Anfänger, wie sie richtig an das Singen herangehen können:
- 1. Wärme deine Stimme auf: Mach ein paar Lockerungs- und Atemübungen, um deine Stimmmuskulatur zu entspannen und die Durchblutung zu fördern.
- 2. Finde deine natürliche Stimmlage: Experimentiere mit verschiedenen Tönen und Höhen, um herauszufinden, in welchem Bereich deine Stimme am besten klingt und sich am bequemsten anfühlt. Achte darauf, dass du dich weder gezwungen noch angestrengt fühlst.
- 3. Achte auf deine Körperhaltung: Steh oder sitz aufrecht, entspannt und mit leicht nach vorne gerichteter Körperhaltung. Dies unterstützt eine freie Atemführung und eine bessere Stimmprojektion.
- 4. Lerne die Grundlagen der Atmung: Die richtige Atemtechnik ist entscheidend für guten Gesang. Atme tief in den Bauch ein, anstatt flach in die Brust. Übe regelmäßig Atemkontrollübungen, um deine Kapazität und Stabilität zu verbessern.
- 5. Übe regelmäßig: Gesang erfordert regelmäßiges Training, um Fortschritte zu erzielen. Setze dir einen Übungsplan und nimm dir Zeit für gezieltes Üben, sowohl für stimmliche Übungen als auch für das Singen von Liedern.
- 6. Arbeite an deiner Artikulation: Achte auf die klare Aussprache von Wörtern und Silben, um den Text verständlich zu machen. Übe auch das Öffnen deines Mundes ausreichend, um einen vollen Klang zu erzeugen.
- 7. Höre dir selbst zu: Nimm deine Gesangseinheiten auf und höre sie dir später an. Achte auf Stellen, die verbessert werden können, und arbeite gezielt daran. Das Aufnehmen ermöglicht es dir auch, Fortschritte im Laufe der Zeit zu verfolgen.
- 8. Probiere verschiedene Musikgenres aus, um deine Vielseitigkeit zu verbessern. Dadurch kannst du verschiedene Gesangstechniken kennenlernen und deinen eigenen Stil entwickeln.
- 9. Suche nach Anleitung: Ein Gesangslehrer oder eine App zu Singen lernen: Sie können dir helfen, deine Technik zu verbessern und deine stimmlichen Fähigkeiten zu entwickeln. Sie können dir persönliches Feedback und Anleitung geben, die auf deine individuellen Bedürfnisse zugeschnitten sind.
- 10. Vertraue auf dich selbst und habe Spaß: Glaube an dein Potenzial und hab Vertrauen in deine Fähigkeiten. Der Spaß am Singen ist genauso wichtig wie das Streben nach Verbesserung. Lass dich nicht entmutigen und genieße den Prozess des Lernens und der Weiterentwicklung.
Entwicklung der Stimme erfordert Zeit und Geduld
Denke daran, dass die Entwicklung der eigenen Stimme Zeit und Geduld erfordert. Mit kontinuierlichem Training und der richtigen Herangehensweise kannst du jedoch Fortschritte machen und deine Gesangsfähigkeiten verbessern.
Zusammenfassend kann gesagt werden, dass beim Singen sowohl physische als auch mentale Prozesse stattfinden, die die Töne zustande bringen. Eine korrekte Atmung und eine gesunde Stimmtechnik sind wichtige Faktoren, um eine klare und angenehme Stimme zu erzeugen. Mit regelmäßigem Training und der richtigen Technik können die Fähigkeiten beim Singen verbessert werden.