Gerald Wirth mit Smartphone und App Sawti im Konzertsaal der Wiener Sängerknaben

Singen mit Kindern: Tipps für Schule und Kindergarten

Singen macht glücklich und jedes Kind kann singen lernen. Gerald Wirth erklärt, was wichtig dabei ist und wie man Frust im Musikunterricht vermeiden kann.

Singen, ob allein oder in der Gruppe, wirkt sich positiv auf Kinder und Jugendliche aus. „Aktives Musizieren fördert das Selbstbewusstsein, stärkt die kognitiven Kompetenzen und begünstigt die  Persönlichkeitsentwicklung“, sagt der Musikpädagoge und Komponist Gerald Wirth. Er ist künstlerischer Leiter der Wiener Sängerknaben. „Leider wird in vielen Schulen nur mehr wenig bis gar nicht gesungen, weil sich viele Lehrerinnen und Lehrer damit nicht mehr wohlfühlen“, sagt er. Das ist schade. Mit ein paar Tipps wird es leichter, Kindern und Jugendlichen einen positiven Zugang zu Musik zu vermitteln.

Fünf Tipps für das Singen mit Kindern

Vom Blatt zu spielen oder zu singen ist natürlich nicht leicht, sagt Wirth, und brauche viel Übung. Es erfordert die schnelle und gleichzeitige Verarbeitung von Informationen in großer Fülle und Dichte (Noten, Tonart, Takt, Tempo, Lautstärke, Agogik, etc.). Abstraktes und komplexes Denken sind beansprucht, auch im Voraus- und Nachhören der Musik zum gerade gehörten Takt. Bei keiner anderen Tätigkeit muss ein Kind so viele Entscheidungen gleichzeitig treffen. 

Wirth arbeitet meist mit bereits stimmgebildeten Kindern. „Aber für alle Anfänger gilt das Motto: Spaß muss es machen, die Tonhöhe stimmen, und die Aufgabe darf den Kindern nicht zu schwer sein.“ Je früher man anfange, desto besser. Kinder lernen alles spielerisch, wenn man sie positiv bestärkt – auch das Singen. Bis zum Ende der Pubertät prägen sich assoziative und kognitive Lernprozesse besser ein. Wenn sie noch klein sind, lernen Kinder das Singen parallel zum Sprechen spielerisch in kindergerechter Tonhöhe und Stimmbildung, wenn es zu ihrem Alltag gehört. Beim Singen in der Volksschule ist folgendes wichtig:

  • Tonhöhe und Tempo beachten

Kinderstimmen sind im unteren Tonbereich begrenzt, tun sich aber in der Höhe oft leicht. Für Volksschulkinder (5-6 Jahre) bieten sich Lieder im Tonraum d´bis f´an. Mit zunehmendem Alter kann der Tonraum in die Tiefe ausgebaut werden. Und nicht zu schnell – Tempo anpassen.

  • Aufwärmen und Haltung

Es macht Sinn, mit einzelnen Tönen und Aufgaben – etwa dem Singen von Wörtern wie „Gee“ – zu beginnen. Das fördert die Durchblutung der Stimmbänder. Die Kids sollen sich gerade hinsetzen oder hinstellen. 

  • Nicht zu laut singen

Kinderstimmen werden dann schneller heiser. 

  • Zwerchfell-Atmung aktivieren

Die Kinder sollen aus der Körpermitte atmen. Das kann man durch spielerische Übungen trainieren, etwa über den emotionalen Ausdruck (Staunen) oder das Nachahmen von Tierlauten.

  • Mund und Kiefer nutzen

Die Kinder sollen mutig singen und dabei den Mund aufmachen. Aussprache und Artikulation sind wichtig. Beim Singen artikulieren und sprechen: Im Rachen-, Mund- und Nasenraum findet die Vokalformung statt.

Keine Angst beim Singen etwas falsch zu machen

Wenn Kinder schön singen, gesund sind, mit Eifer und Spaß bei der Sache sind, kann nicht viel schiefgehen. „Lehrerinnen und Lehrer sollten auch keine Angst davor haben, etwas falsch zu machen“, sagt Wirth. Um die Arbeit mit Menschen, die singen lernen wollen, zu erleichtern hat er die App Sawti entwickelt. Das heißt „Meine Stimme“ auf Arabisch. 

Kommentar verfassen

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Nach oben scrollen